Tiergestütztes Arbeiten mit Hund
“Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.”
(Hildegard von Bingen)
Hildegard von Bingen zeigte mit dieser Einsicht bereits im Mittelalter ein feines Gespür für die besondere Gabe von Hunden, Menschen in ihren Emotionen und Heilungsprozessen positiv anzusprechen und anzuregen. Und tatsächlich werden Hunde und auch viele andere Tierarten schon seit langer Zeit in pädagogische, psychologische und medizinische Prozesse eingebunden.
Die Entwicklung zu einem bewussten Einsatz von tiergestützter Arbeit im pädagogischen, psychologischen und medizinischen Kontext und damit auch der Anspruch, wissenschaftlich fundierte Methoden- und Qualitätsstandards anzustreben, ist dagegen noch recht jung und lässt sich in ihrem Beginn auf das Jahr 1962 datieren. Der Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson (USA) hatte in seiner Praxistätigkeit festgestellt, dass die Anwesenheit seines Hundes Therapieprozesse förderte und diese Erkenntnisse in seinem Buch „The dog as a Co-Therapist“ („Der Hund als Co-Therapeut“) dokumentiert. Levinsion gab damit Anstoß für viele Menschen in heilenden und helfenden Berufen, Tiere in die Arbeit überlegt zu integrieren. Auf Forschungsebene begann zeitgleich die empirische Datenerhebung, um Wirkungsweisen und Methodenvielfalt zu prüfen und zu verifizieren.
In Deutschland war es die Tierärztin Dr. Brigitte von Rechenberg, die 1987 inspiriert durch ihre Erfahrungen in den USA, den Verein “Tiere helfen Menschen e.V.” gründete, um tiergestützte Arbeit als Idee und Methode zu verbreiten.
Hunde sind aufgrund ihrer Evolution, die sie in besonderer Weise mit uns Menschen verbunden hat, sehr gut geeignet, um tiergestützt zu wirken. Sie leben in direkter Gemeinschaft mit uns, teilen unseren Alltag wie kaum eine andere Tierart, sind gerne mit uns unterwegs und zeigen eine tiefe soziale Anpassungsfähigkeit mit Menschen. Hunde haben gelernt, menschliche Kommunikation für sich zu deuten und zu verstehen. Sie genießen körperliche Nähe, werden gerne gestreichelt und kooperieren gerne in Aufgaben, z.B. bei der Umsetzung von Tricks und Übungen. Damit eröffnen Hunde einen besonderen Zugang zu ihrem Gegenüber und betätigen sich als Eisbrecher, Motivatoren und Kommunikationsförderer.